15 Jahre im Dienst der Schwächeren - die Speis

Freitag Vormittag - 10 Uhr. Ich komme in die Speis in der Hensoltstraße um mich mit Lydia Mägerlein zu treffen. Sie hat zusammen mit Eva Neumann vor 15 Jahren die Speis gegründet. Und sie ist bis heute, zusammen mit Reinhard Mikschik, Gertrud Stechhammer und Monika Einfalt federführend dabei. 

In dem kleinen Laden herrscht rege Betriebsamkeit. Vier Frauen sortieren Obst und Gemüse übersichtlich in die Regale ein. Alles sieht sehr appetitlich und sauber aus. Eigentlich wie in einem Tante-Emma-Laden. Man sieht den Damen an, dass sie Spaß haben bei dem, was sie tun. 

Wenige Minuten später sitzen die Helferinnen – Ruth Kachel, Theresia Jeske, Marie-Luise Rein und Irmgard Prohaska mit Lydia Mägerlein und mir um den Küchentisch im Hinterzimmer herum und gleich entsteht ein munteres Gespräch. 

Lydia Mägerlein erzählt, dass sie damals vor 15 Jahren beim Sozialhilfeausschuss von der Idee der Speis gehört hatte. Zunächst hatte sie nicht den Mut, die Initiative zu ergreifen. Aber bei der Vorbereitung zum Weltgebetstag kam sie mit Eva Neumann darüber ins Gespräch. 

Zusammen gingen sie dann zu Bürgermeister Gerhard Trautner, um ihm ihr Anliegen vorzutragen. Bei ihm liefen sie offene Türen ein. 

„Heute ist die Speis anerkannt und etabliert und läuft wunderbar – dank der Unterstützung durch die Stadt, der Firmen und der vielen ehrenamtlichen Helfer“, so Lydia Mägerlein. 

Ruth Kachel ist vor acht Jahren nach Gunzenhausen gezogen. Damals hat sie bei einer Informationsveranstaltung im Lutherhaus von der Speis erfahren und da sie sich ohnehin sozial engagieren wollte, stieg sie gleich ein. Außerdem findet sie es ganz schlimm, wenn man etwas wegwirft. „In die Speis kommen Menschen, die z.B. nur eine geringe Rente haben, Asylantenfamilien, Leute, die grade keine Arbeit haben oder Alleinerziehende, die zwar arbeiten, aber so wenig verdienen, dass sie zusätzlich Sozialhilfe brauchen. Unsere Kunden sind alle sehr dankbar“, sagt Ruth Kachel mit einem fröhlichen Gesicht. 

Theresia Jeske wurde bei einem Ausflug von einer Bekannten angesprochen. Sie ist gleich zusammen mit ihrem Ehemann Waldemar eingestiegen. Sie sind nun schon zehn Jahre dabei. 

Marie-Luise Rein wollte sich nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 2004 eine Aufgabe suchen – und hat sie gefunden. Die Arbeit in der Speis ist abwechslungsreich und macht ihr großen Spaß. 

Irmgard Prohaska hatte im Jahr 2004 in der Zeitung gelesen, dass die Speis helfende Hände sucht. Seitdem ist sie gerne dabei. 

Unsere kleine Plauderrunde wird von Harro Goy unterbrochen. Er ist zusammen mit seiner Frau einer der Fahrer. Die beiden sind seit sieben Jahren dabei. Weil es ihm und seiner Frau gut geht, möchte er Anderen helfen, die es nicht so gut haben. Die Fahrer fahren ein- oder mehrmals wöchtentlich zu den Supermärkten und holen die frischen Waren ab. 

Meine Gesprächspartnerinnen springen auf, um die Ware, die Harro Goy gebracht hat, auszusortieren und in die Regale zu legen. Um 14 Uhr öffnet die Speis und da muss alles fertig sein.  

Helfende Hände gesucht 

Die Speis könnte dringend weitere Helfer gebrauchen. Die Tätigkeiten reichen vom Vorsortieren der Ware in den Geschäften, über das Abholen mit dem eigenen PKW über das Ausgeben im Laden bis hin zum Erledigen der schriftlichen Arbeiten. Wer Zeit hat und sich einbringen möchte, darf sich gerne bei Lydia Mägerlein unter der Telefonnummer 50260 melden oder zu den Öffnungszeiten im Laden vorbeikommen. 

Öffnungszeiten 

Der kleine Laden ist zweimal wöchentlich geöffnet: dienstags von 9 bis 10.30 Uhr und freitags von 14.30 bis 16.00 Uhr. „Insgesamt kommen wöchentlich 120 Familien, um sich für einen symbolischen Euro mit Lebensmitteln zu versorgen“, sagt Lydia Mägerlein. Grundnahrungsmittel wie Zucker, Mehl, Reis, Tee etc. werden vom gespendeten Geld gekauft und in festgelegten Rationen an die Familien abgegeben. Die anderen Waren wie Obst, Gemüse oder Wurst bekommen die Familien je nach Größe der Familie und Bedarf. Die Personenzahl in der Familie ist auf dem Berechtigungsschein vermerkt. 

Voraussetzungen 

Berechtigungsscheine werden an Familien bzw. Personen ausgegeben, die nicht mehr als 410 Euro monatlich pro erwachsener Person und 320 Euro pro Kind zur Verfügung haben. Ausgegeben werden die Ausweise mittwochs zwischen 10 und 12 Uhr bei der Caritas Außenstelle Gunzenhausen in der Bühringer Straße 14 e oder beim Diakonischen Werk in der Hensoltstraße 27. 

Unterstützung durch Firmen

Die Liste der Spenderfirmen ist lang: die beiden Lidl-Märkte, Aldi, Kaufland, Höfler, Bäckerei Kleeberger, Bäckerei Herzog, Bäckerei Schmidt, fränkische Backstube, die Biobackstube Zandtmühle, Metzgerei Fischer, Metzgerei Eiden, Metzgerei Hanel, Metzgerei Prosiegel, dm, Karabag, VERPA, Bauernhöfe, Privatspender und viele mehr. 

Firma Heinzmann ist zweimal wöchentlich mit einem Firmen-PKW unterwegs und bringt Ware aus den Supermärkten in die Speis. Ganz aktuell hat sich Firma VERPA bereit erklärt freitags die Waren von Aldi in die Speis zu bringen. 

Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Schlungenhof ist den Mitarbeitern der Speis so dankbar, dass sie diese beim Bürgerfest zum Essen eingeladen haben. 

Das Malergeschäft Barthel hat gegen Spendenquittung alle Räume der Speis gestrichen. Man sieht, dass Hilfe ganz vielfältig aussehen kann. Die Stadt Gunzenhausen stellt die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung und verwaltet das Geld. 

Dankbar für Geldspenden  

Sehr hilfreich für die Beschaffung der Grundnahrungsmittel sind die Geldspenden von Privatpersonen, Firmen und von den Kirchen, die häufig die Kollekten für die Speis einsammeln.  

Große Dankbarkeit bei den Kunden 

Manchmal kommt den Mitarbeitern zu Ohren, die Bedürftigen würden die Waren aus der Speis wegwerfen. „Wer so etwas sagt, soll zu uns kommen, dann können wir das aufklären“, sagen die Damen im Laden unisono. „Unsere Kunden sind dankbar und freuen sich, dass sie Unterstützung bekommen“. Die Mitarbeiterinnen möchten bedürftigen Menschen Mut machen, sich an die Speis zu wenden und dort Hilfe anzunehmen.

 

 

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