Franken hat tausend Gesichter

Kultur und Kulinarisches beim Fankenabend in der Stadt- und Schulbücherei kam gut an

Die Mitwirkenden des Abends
Die Mitwirkenden des Franken-Abends

Im Winter lädt die Stadt- und Schulbücherei traditionell zu einer Fernreise beim Länderabend, diesmal aber sollte das Frankenland im Mittelpunkt stehen. „Franken hat tausend Gesichter“ – so begrüßte Büchereileiterin Carolin Bayer die zahlreichen Gäste. Beim Frankenabend in der Bücherei standen Menschen aus der Region im Mittelpunkt, die der fränkischen Kultur ein Gesicht geben: Der  Fotograf Mario Baessler, der Heimatverleger Johann Schrenk, der in Erlangen lebende Autor Johannes Wilkes und die Walder Gmabüschsänger boten für die zahlreichen Gäste in der Bücherei ein unterhaltsames Programm.

Die Walder Gmabüschsänger gibt es schon seit 1979, zuerst als reinen Männerchor. Heute pflegen der Herrmann-Clan mit Ingeborg, Gerhard, Erich,  Rudi, Dieter und Kathrin Schuster sowie Horst Schwarz das fränkische Liedgut und den Dialekt so wie er rund um Gunzenhausen gesprochen wird. „Is des a Gfrett mit di Weiberleit“ und Philosophisches wie „Und a Sedder wird a hi – ober will oder net“ – das sind die humorigen Themen der Kerwalidli, die der Chor in fränkischer Tracht zum Besten gab.

Als Kenner der Fränkischen Heimat war Johann Schrenk geladen und dieser brachte seine Gedanken zum Heimatbegriff und Altmühlfranken auf den Punkt. (siehe eigener Artikel)  Der Fotokünstler Mario Baessler stellte für den Abend eine Auswahl an Fotografien aus Gunzenhausen und der Region zusammen. Die Fotoausstellung „Altmühlfranken“ ist noch bis 28. März in der Bücherei zu sehen.

„Kultur und Kulinarisches“ so war der Abend überschrieben und beim fränkischen Büffet hatte Nicole Kehrstephan die Planungshoheit. Gemeinsam mit Ulrike Zatschker, Jürgen Huber, Petra Kmieckowiak, Carolin Bayer und Babett Guthmann servierte sie  fränkische Genüsse von Bratwustsalat, Ebirnrauten, Keckbrot und Forellenhäbbli über Feuerspatzen. Außerdem hatte Babett Guthmann ein Quiz mit rätselhaften Ausblicken über Gunzenhausen vorbereitet. Wer erriet, von welchem Gebäude aus gefilmt worden war, wurde mit einem kleinen Preis belohnt. Sehr gefreut haben sich Gäste und Büchereiteam über die Spende der Firma Hesselberger, die dank Geschäftsführer Norbert Metz auch die Getränkeauswahl um einige regionale Spezialitäten bereicherte.

Woher kommt wohl Johannes Wilkes, jener Schriftsteller, der „Das kleine Frankenbuch“ verfasst hat? Nun, der Gastautor des Frankenabend ist tatsächlich ein Westfale, doch er kennt seine Pappenheimer und sonstigen Franken aus dem FF. Heute lebt Johannes Wilkes in Erlangen, führt dort hauptberuflich eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Neben populären Sachbüchern wie „Der kleine Kindertherapeut“ schreibt er auch Krimis und eben hat sich als Frankenland-Kenner mit Titeln wie „Gebrauchsanweisung für Erlangen“ oder „Nürnberg für Neugierige“ einen Namen gemacht.

In Gunzenhausen widmete er sich solchen Fragen wie „Wo beginnt und wo endet Franken?“, erzählte von der Geschichte des Frankenrechens, des fränkischen Wappens und nahm vor allen lokale Besonderheiten oder Sonderbarkeiten aufs Korn.

Die Region um Gunzenhausen taucht im Kleinen Frankenbuch auch auf und Johannes Wilkes sprach in diesem Zusammenhang vom „fränkischen Bierwunder“. Das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Oberasbacher Schoschbräu-Brauer Georg Tscheuschner und der schottischen Brauerei „Brew Dog“ um das stärkste Bier der Welt hat ja bekanntlich der fränkische Braukünstler gewonnen. Im Eisblock-Verfahren kreierte er ein Bier mit 57 Prozent Alkoholgehalt und sicherte den Titel vor den schottischen Konkurrenten und  Produzenten von „Sink the Bismarck“.

 Einen oberfränkischen Brauch brachte Johannes Wilkes in diesem Zusammenhang noch ins Spiel, das „Stärke antrinken“. Dabei muss der geübte Bierkenner an Jahresanfang in einer Tour durch die Wirtshäuser für jeden Monat eine Maß leeren. Deshalb klappt das mit der Stärke antrinken nicht sofort. Johannes Wilkes spricht hier frei nach der Lehrer der Homöopathen von einer „Erstverschlechterung“. – Mit Begriffen wie „Vollrausch“ oder „Kater“ möchte er halt nicht hantieren, da es sich ja eindeutig um ein wichtiges oberfränkisches Element der Brauchstumspflege handelt.

Viel zu lachen gab es auch bei Johannes Wilkes‘ Tipps für die Bayreuther Festspiele oder seinem Beitrag über die Würzburger Frankonia, einem eher weniger bekannten Pendant der Münchner Bavaria, an der Spitze des Vierröhrenbrunnes vor dem alten Würzburger Rathaus zu finden. Tapfer, mäßig, gerecht und klug sei sie gewesen, die personifizierte Schönheit des Frankenlandes. Und hier leistet sich Johannes Wilkes einen Seitenhieb auf den FCN: „Er kämpft tapfer, spielt aber oft nur mäßig und gerechterweise muss man nach den meisten Spielen sagen, es wäre klüger gewesen, zu Hause geblieben zu sein.“ An dieser Stelle gab es ernsthaftes Protestgemurmel im Publikum, aber dem Charme und Humor von Johannes Wilkes mochte sich am Ende keiner entziehen, sodass es am Ende das größte Lob für Wilkes und den gesamten Abend gab, das den Franken halt  über die Lippen kommt: Basst scho!“

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