Der Gunzenhäuser Stadtrat zum Anfassen

Bild Stadtrat besucht das Simon-Marius-Gymnasium

Es sind durchaus anspruchsvolle Zeiten für junge Menschen. Einerseits setzen sie sich mit Leidenschaft für Klima- und Umweltziele ein, fordern eine stabile Work-Life-Balance und kritisieren Ausbeutung, andererseits sehen sie sich mit Zukunftsängsten konfrontiert, sind politikverdrossen und vertreten immer häufiger radikale Ansichten. Was ist da los und wie kann die Jugend ein gesundes Verständnis für Solidarität, Toleranz und Demokratie entwickeln? Der Gunzenhäuser Stadtrat und das Simon-Marius-Gymnasium setzen diesbezüglich auf Austausch und Information. Eine Maßnahme: Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe sollen mit den Kommunalpolitikern ins Gespräch kommen und deren ehrenamtliche Arbeit besser kennenlernen. Nachdem Ende April bereits mehrere Klassen eine Stadtratssitzung besucht hatten, stellten sich vor kurzem Stadträtinnen und Stadträte im Gymnasium den Fragen der Jugendlichen. Lehrerin Stephanie Nagler-Popp und Stadträtin Julia Braun hatten die Lehr- und Lerneinheit im Vorfeld organisiert. Daran teilgenommen haben rund 60 Schülerinnen und Schüler.

Es war durchaus eine nicht alltägliche Doppelstunde im Fach „Politik und Gesellschaft“. Nach einer kurzen Begrüßung durch Schulleiterin Susanne Weigel informierte der Erste Bürgermeister Karl-Heinz Fitz über Grundlagen der Stadtratsarbeit, erklärte die verschiedenen Ausschüsse und welche Themen in den jeweiligen Gremien regelmäßig besprochen werden. „Viele Menschen wissen gar nicht, dass der Gunzenhäuser Stadtrat ein Kollegialorgan ist. Fraktionsübergreifend arbeiten wir gemeinsam an Themen, die die Stadt voranbringen. Der Stadtrat trifft seine Beschlüsse gemeinsam, die ich im Anschluss als Erster Bürgermeister zu vollziehen habe.“ Unterstützt wurde der Erste Bürgermeister von seinem ersten Stellvertreter Friedrich Kolb und von sechs weiteren Stadträtinnen und Stadträten. Die thematische Einführung fand in der Aula statt, danach teilten sich die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen auf. In drei 10 Minuten-Blocks informierten sich die Jugendlichen ganz nach Interesse bei einem Gremiummitglied ihrer Wahl. Die Schwerpunkte waren ganz verschieden. So berichtete beispielsweise Kerstin Zels von Bündnis 90/Die Grünen über die Bemühungen Gunzenhausens als Fairtrade-Stadt, Beate Schlicker von der CSU kam mit den Schülerinnen und Schülern über den Unterschied Stadtrat-Ortssprecher ins Gespräch und Bianca Bauer von der SPD sprach über die Verknüpfung von Gremien- und Fraktionsarbeit. Als weitere Stadtratsmitglieder stellten sich Dr. Werner Winter und Julia Braun von den Freien Wählern sowie Erika Gruber von der CSU den Fragen der Jugendlichen.

Zum Abschluss wurde in der großen Aula zusammengefasst. Spätestens da wurde deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler durchaus Interesse an der Politik vor Ort haben. Das Vorurteil der Demokratieverdrossenheit scheint zumindest in Gunzenhausen die Realität nicht 100%ig abzubilden. Diskutiert wurde u.a. ein Wahlalter ab 16 für die nächste Kommunalwahl. Die Jugendlichen wollen mitbestimmen, haben gute Ideen und Interessen. Wichtig sind die Information und der Mut, sich aktiv in die Belange einer Kommune einzubringen. Kritisch sehen die jungen Menschen den Aufschwung der AfD. Niemand weiß, ob die Fraktion mit ihren rechten Ansichten irgendwann auch im Gunzenhäuser Stadtrat vertreten sein wird. Eine funktionierende Demokratie muss auch unpopuläre Sichtweisen aushalten können, es gilt Personen von Positionen zu trennen und gemeinsam an einer Weiterentwicklung der Stadt zu arbeiten. Sich schon jetzt über das Morgen Gedanken machen, das kann jedoch nicht schaden.

Zurück